7 Millionen für 54 Sekunden

Die Tullner Grünen sind im persönlichen Gespräch nette Menschen, aber fachlich – man muss es leider so sagen -  völlig von der Rolle. Jüngstes Beispiel: Um sich eine Fahrzeit im Sekundenbereich zu ersparen, soll – wenn es nach den Tullner Grünen  geht – ein Fahrradtunnel unter dem neuen Hauptbahnhof errichtet werden. Womit die STR Johannes Scholz und GR Gustav Rödl nicht gerechnet haben: So etwas kostet Geld, sehr viel Geld, nämlich fünf bis sieben Millionen. Auf Drängen von Bürgermeister Peter Eisenschenk haben die ÖBB die Renovierung des Tullner Bahnhofes um Jahre nach vorne gereiht. Die Planungen dafür sind dafür seit Monaten abgeschlossen, über 40 Millionen Euro werden von den ÖBB investiert. Vieles wird neu, nur eines wird bleiben: Auch in  Zukunft wird es nur eine Unterführung unter dem Bahnhof geben, die sich die Fußgänger und Radfahrer teilen müssen. Und so wie bisher wird es technisch und rechtlich nicht anders möglich sein, als dass die Radfahrer ihr Gefährt schieben müssen. Einziger Ausweg wäre ein eigener Tunnel für Radfahrer gewesen. Das Problem: Die Kosten dafür hätte die Stadtgemeinde tragen müssen, diese hat aber schon vor geraumer Zeit abgewunken, denn jeder vom Fach weiß, dass so ein zusätzlicher Tunnel ein Vermögen kostet. Stattdessen hat die Stadtgemeinde überlegt, die sogenannte Pummerslucke, diese liegt westlich des Bahnhofs und ist ca. 20 Meter lang, zu verbreitern. Nachdem die ÖBB die Kosten dafür mit rund 1,5 Millionen Euro veranschlagt hat, hat die Stadtgemeinde auch von diesem Projekt Abstand genommen – die Kosten-Nutzen-Relation ist dafür einfach nicht gegeben. Was machen die Tullner Grünen? Als sämtliche Pläne fertig sind und der Spatenstich schon erfolgt ist, kommen die Tullner Grünen ebenfalls auf die Idee, dass eine Fahrradunterführung unter dem Bahnhof eine tolle Sache wäre. Die Herrschaften sammeln Unterschriften für das Projekt, etwas mehr als 300 Tullnerinnen und Tullner unterschreiben. Das lässt sich dann schon gut als PR verkaufen. In der vergangenen Gemeinderatssitzung wurde daher von VP-Vizebürgermeister Schinnerl kompetent erläutert, weshalb die gemeinsame Nutzung der derzeit geplanten Unterführung am neuen Tullner Hauptbahnhof für Fußgänger und radfahrende Personen nicht möglich ist. Weiters erläuterte Schinnerl, dass ein eigener Radfahrtunnel im Zuge des Bahnhofsumbaus technisch extrem aufwendig wäre und – und wie jetzt von den Grünen gefordert - eine sehr kostspielige Verzögerung des Bahnhofsumbaus zur Folge hätte. Vor allem aber würde die Gemeinde für eine Radunterführung schätzungsweise fünf bis sieben Millionen Euro bezahlen müssen. VP-Fraktionsobmann Peter Höckner brachte der Antrag ein, dass dieser enorme Aufwand für eine Fahrzeitersparnis, die lediglich im Sekundenbereich liegt, in keinster Weise zu rechtfertigen ist. Trotz der Ausführungen von Vizebürgermeister Schinnerl bleiben die Grünen bei ihrer Forderung nach diesem Tunnel. Die Grünen stimmten auch dem Antrag der TVP nicht zu. „Das ist ihr gutes Recht, aber jeder in Tulln soll wissen, dass die Grünen bereit wären,  fünf bis sieben Millionen Euro, soviel hat der Gemeinde in etwa der neue Hauptplatz gekostet, für wenige Sekunden Fahrzeitersparnis auszugeben. Das ist einfach unfassbar und verantwortungslos.“, meint Fraktionsobmann Peter Höckner.